Dachboden dämmen mit Dampfsperre oder Dampfbremse, ist das wirklich nötig? Diese Frage begegnet uns häufig in der Praxis. Aber was ist eine Dampfsperre oder Dampfbremse eigentlich und wann wird sie bei der Dachbodendämmung benötigt? In diesem Ratgeber beleuchten wir das Thema Dampfsperre und Dampfbremse im Detail und helfen Dir, Deine oberste Geschossdecke effektiv vor Feuchtigkeitsschäden zu schützen.
Dampfsperren und Dampfbremsen sind Folien, die das Aufsteigen von Feuchtigkeit und Wasserdampf verhindern oder bremsen.
Bei der Dämmung Deines Dachbodens bietet eine Dampfsperre oder Dampfbremse so Schutz vor Schimmel und Feuchtigkeitsschäden.
In Außenbauteilen trennt der Dämmstoff Bereiche mit unterschiedlichen Temperaturen voneinander, insbesondere in deutschen Wintern die Innenraum-Wärme im Haus von der kühleren Außenluft.
Bei einer Dämmung der obersten Geschossdecke drängt die wärmere Innenluft nach außen. Dabei trägt warme Luft mehr Feuchtigkeit als kalte. Wenn diese warme, feuchte Luft abkühlt, kondensiert die Feuchtigkeit und wird zu Tauwasser. Dies kann zu Feuchteschäden und Schimmel führen.
Neben der Dämmung des Dachbodens werden diese Folien auch in der Dachdämmung eingesetzt. Insbesondere zwischen den Sparren der Dachschrägen sind sie unverzichtbar, um Feuchtigkeit bei Schäden in den Dachziegeln effektiv abzuleiten und Dein Zuhause trocken zu halten.
Die Notwendigkeit einer Dampfsperr- oder Dampfbremsfolie auf dem Dachboden wird durch zwei Aspekte bestimmt: Art der Dämmung (begehbar vs. nicht-begehbar) und Deckenaufbau.
Man benötigt Dampfbremsen nur bei begehbaren Dachbodendämmungen.
Der Grund: Die Struktur und Form des zusätzlichen Bodens aus OSB-Platten lässt keine feuchte Luft durch. Wenn Wasserdampf nach oben steigt und auf die OSB-Platte trifft, kann sie nicht entweichen. Dies liegt an dem in OSB-Platten verwendeten Laim. Dieser sorgt für die diffusionsdichte Eigenschaft der OSB-Platte. Bei einer teilbegehbaren Dämmung wird deswegen nur bei der begehbaren Fläche eine Dampfbremse verlegt. Einen Einblick in die praktische Umsetzung einer Einblasdämmung in Berlin bietet einer unserer Erfahrungsberichte: Einblasdämmung Erfahrungsbericht – Dachbodendämmung bei Familie B. aus Berlin Weißensee.
Ohne Dampfbremse käme es zu Feuchtigkeitsstau. Besonders in kalten Monaten kann sich dadurch Kondenswasser auf der Innenseite bilden. Das Wasser kann dadurch in die Wärmedämmung eindringen. Ohne eine Dampfbremse riskierst Du daher bei begehbaren Dämmungen der obersten Geschossdecke Schimmelbildung.
Bei nicht-begehbaren Dämmungen der obersten Geschossdecke kommt es nicht zu einem Abschluss von Feuchtigkeit. Offen aufgeblasener Dämmstoff ist für Feuchtigkeit durchlässig. Deswegen braucht alles rund um offen aufgeblasenem Dämmstoff auf dem Boden Deiner Räume keine Dampfbremse.
Betondecken
Bei Betondecken ist weder eine Dampfsperre noch eine Dampfbremse notwendig, da Feuchtigkeit aus dem Wohnraum nicht durch die Schicht der Betondecke aufsteigen kann. Man nennt diese Eigenschaft von Betondecken auch diffusionsdicht.
Wichtig: Fachleute überprüfen die Betondecke eines Gebäudes auf Risse. Stellen sie keine Risse fest, sind keine zusätzlichen Maßnahmen erforderlich und sie können den Dachboden sofort dämmen. Sind größere Risse vorhanden, dichten sie diese ab.
Holzbalkendecken
Die Balken einer Holzbalkendecken im Dachboden sind diffusionsoffen, also für Feuchtigkeit durchlässig. Bei Holzbalkendecken ist daher vor der begehbaren Dachbodendämmung sicherzustellen, dass die feuchte Luft nicht ungehindert in der Balkenlage aufsteigen kann. Hierzu nutzt man in der Praxis eine Dampfbremse.
Warum keine Dampfsperren?
Dampfsperren sind bei der Dämmung der obersten Geschossdecke nicht notwendig. Sie werden nur in Spezialfällen wie bei Schwimmbädern oder Kühlräumen verwendet. Dazu später mehr.
Die Begriffe Dampfsperrfolie und Dampfbremsfolie werden oft synonym verwendet. Im normalen Sprachgebrauch ist damit immer eine Folie gemeint, die vor Feuchtigkeit schützt. Allerdings gibt es Unterschiede, die wir Dir kurz erklären wollen.
Dampfsperren und Dampfbremsen werden in erster Linie anhand ihres Widerstands gegen das Durchlassen von Feuchtigkeit unterschieden. Genormt sind diese Widerstände in DIN 4108-3.
Früher war das Ziel, die Dämmung komplett gegen Feuchtigkeit zu schützen. Dafür wurden Dampfsperren eingebaut.
Heute sieht das anders aus. Eine komplette Abdichtung wird nicht mehr angestrebt.
Warum? Weil klar wurde: Keine Dampfsperre kann absolut dicht halten. Feuchtigkeit findet immer einen Weg in die Dämmung. Wenn die Feuchtigkeit in der Dämmung ist, braucht sie auch wieder einen Weg hinaus.
Dampfbremsen sind eine logische Konsequenz aus diesen Erkenntnissen. Diese Folien sind in beide Richtungen für ein wenig Feuchtigkeit durchlässig. Sie verhindern, dass große mengen Feuchtigkeit in die Dämmung gelangen und ermöglichen der Feuchtigkeit auch wieder aus dem Bauteil zu entweichen.
Wir haben Dir die wichtigsten Unterschiede zwischen Dampfsperre und Dampfbremse zusammengefasst:
Dampfsperre | Dampfbremse | |
Durchlässigkeit für Wasserdampf | Blockiert Wasserdampf sehr stark | Lässt eine geringe Menge an Wasserdampf durch |
Zweck | Verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit in das Dämmmaterial größtenteils | Bremst den Feuchtigkeitsaustausch zwischen Dämmmaterial und Luft |
Material | Schaumglas, Glas | Kunststoff (meist Polyethylen), Aluminiumfolie |
Dicke | 0,125 – 0,2 mm | Rund 0,1 mm |
Materialkosten | ab 0,80 € – 1,20 € pro Quadratmeter | ab 1,70 € – 2,30 € pro Quadratmeter |
Bei der Dämmung der obersten Geschossdecke gilt die Dampfsperre als veraltet. Obwohl sie lange Zeit als Standard galt, verlegen sie in der Regel heute weder Fachbetriebe noch Heimwerker.
Der Hauptgrund dafür ist, dass in der Praxis vollkommene Abdichtung nicht möglich ist. Das Aufsteigen von Wasserdampf in das Dämmmaterial, wie Zellulose, Mineralwolle oder Styropor, lässt sich nicht vollständig verhindern.
Nur ausnahmsweise ist der Dampfsperre der Vorzug zu gewähren: Dies gilt bei sehr starker Wasserdampfentwicklung in speziell genutzten Räumen wie Schwimmbädern.
Kurz gesagt: Wenn Du über eine Dämmung der oberster Geschossdecken nachdenkst, solltest Du die Verwendung einer Dampfbremse in Betracht ziehen.
Dampfbremsen lassen Wasserdampf in beide Richtungen in kontrolliertem Maß durch. Das minimiert das Risiko von Kondensation in der Dachbodendämmung.
Für die begehbare Dämmung der obersten Geschossdecke ist die Dampfbremse bei Holzbalkendecken entscheidend.
Aktueller Stand der Technik: Dachboden dämmen mit feuchteadaptiven Dampfbremsen
Moderne Dampfbremsen sind eine Alternative bei der Dämmung der obersten Geschossdecke und sind „intelligent“. Sie reagieren auf die Wasserdampfmenge. Bei zu viel Wasserdampf steigt ihr Widerstand, um Bauteile vor übermäßiger Feuchtigkeit zu bewahren.
Man bezeichnet diese Systeme als “variable Dampfbremse”. Sie repräsentieren den aktuellen Technikstand.
Eine professionelle Installation ist für die Wirksamkeit einer Dampfsperre oder Dampfbremse auf dem Dachboden entscheidend. Wir haben Dir im Folgenden einige Grundregeln beim Anbringen der Folien zusammengefasst.
Sowohl Dampfsperren als auch Dampfbremsen müssen auf dem Dachboden lückenlos verlegt und luftdicht verklebt werden.
Schließt die Folie nicht komplett dicht ab, kann es zu Schimmel, Wärmeverlust oder auch zu geringerer Dämmleistung kommen. Auch Beschädigungen an den Folien beeinträchtigen die Effektivität und müssen vermieden werden.
Bei Anschlüssen an Steckdosen, Fenster und Rohren muss man besonders sorgfältig arbeiten, damit keine Feuchtigkeitsschäden auftreten.
Laut dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik kann durch eine undichte Fuge von nur 1 mm Breite und 1 m Länge pro Tag 800 g Tauwasser in die Baukonstruktion gelangen.
Expertentipp: Eine Dampfsperre darf nicht zu früh angebracht werden. Wenn einzelne Bauteile noch im Aufbau feucht sind. Das Wasser kann daraus nicht verdampfen. Das Risiko ist geringer, wenn Dampfbremsen verlegt werden. Dampfbremsen lassen noch etwas Feuchtigkeit durch.
Des Weiteren ist auf die Temperatur bei der Verarbeitung zu achten. Damit die Kleber einwandfrei funktionieren, darf es keine Minusgrade haben.
Fachfirmen sind entsprechend geschult und garantieren die Luftdichtigkeit.
Um mögliche Undichten im Dachgeschoss zu finden, kann der sogenannte Blower-Door-Test durchgeführt werden.
Unser Tipp: Ein Blower Door Test ist aufwendig und kostet wegen mehr Arbeitszeit mehr Geld, gibt aber Gewissheit und hilft Undichtigkeiten zu finden.
Wenn Du mehr zur Luftdichtheitsüberprüfung erfahren willst, dann erhältst du bei dieser Norm mehr Informationen: DIN EN ISO 9972: 2018-12.
Qualität vor Preis:
Billigprodukte, die nicht den Standards entsprechen, können langfristig zu Schäden führen. Daher empfehlen wir: Investiere in Qualität und spare nicht mit Deinem Geld!
Fachfirma – Ein Muss:
Die Installation einer Dampfsperre oder Dampfbremse ist kein Projekt für Hobby-Handwerker. Eine erfahrene Fachfirma ist hier unerlässlich. Sie sorgt für eine korrekte Verlegung und garantiert ihre Arbeit. So bist du auf der sicheren Seite.
Zertifizierungen beachten:
Achte darauf, dass die Produkte den gängigen Normen und Zertifizierungen entsprechen. Dies ist ein klares Qualitätsmerkmal und unerlässlich, um Fehler frühzeitig zu vermeiden. .
Beratung einholen:
Vor der Entscheidung sollte man sich von Experten beraten lassen. Sie können die Vor- und Nachteile der verschiedenen Produkte erläutern, bei der Auswahl für Dein Gebäude helfen und Sorgfalt garantieren.
Langfristig denken:
Den Dachboden zu dämmen kostet Geld. Bei bedarf steigen diese Kosten durch eine Dampfsperre oder Dampfbremse, doch diese Investition bringt langfristige Vorteile. Eine hochwertige Dampfsperre oder Dampfbremse kann die Lebensdauer Deiner Dämmschicht verlängern und zukünftige Reparaturen vermeiden.
Wir hoffen wir konnten Dir mit diesem Artikel weiterhelfen und alle deine Fragen beantworten.
WirDämmenDeinHaus.com unterstützt Dich gerne bei weiteren Fragen zu Dampfsperren oder Dampfbremsen bei der Dachbodendämmung. Sprich uns einfach an!