Wärmebrücke oder Kältebrücke – Was ist richtig und worum geht es?
Viele Hausbesitzer zögern, Maßnahmen zur Energieeffizienz zu ergreifen. Häufig kommt in diesem Zusammenhang das Thema Wärmebrücken auf.
Wärmebrücke ist der technisch richtige Begriff. Im Volksmund werden sie jedoch auch oft als ‘Kältebrücken‘ bezeichnet, da diese Stellen im Inneren des Gebäudes oft kühler sind, was insbesondere während der kalten Jahreszeit spürbar wird. Dies kann Unbehagen durch kalte Oberflächen und im schlimmsten Fall zu Schimmelbildung führen. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Vorhandensein von Wärmebrücken die Vorteile einer Dämmung vollständig zunichte macht. Dazu später mehr.
Was sind Wärmebrücken und welche Arten gibt es?
Technisch gesehen handelt es sich bei Wärmebrücken um Bereiche in der Gebäudehülle, durch die Wärme nach außen entweicht.
Um die Probleme rund um Wärmebrücken wirklich zu verstehen, ist es hilfreich, sich die Vorgänge auf physikalischer Ebene genauer anzuschauen: Wärmebrücken erleichtern den Wärmetransport von der Innenseite eines Gebäudes nach außen. An diesen Stellen der Gebäudehülle wird also Wärme besonders leicht abgeleitet. Dies kann durch verschiedene Ursachen geschehen.
Was ist eine materialbedingte Wärmebrücke?
Vor allem Baustoffe wie Metall oder Beton, die eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzen, begünstigen die Bildung von Wärmebrücken, da sie Wärme effektiver übertragen. Durch diese materialbedingten Wärmebrücken entweicht mehr Wärme als in besser isolierten Bereichen, mit einer geringeren Wärmeleitfähigkeit. Es gilt also: Je größer die Wärmeleitfähigkeit eines Materials, desto größer ist die Gefahr von Wärmebrücken. Aus diesem Grund ist besonders bei solchen Baustoffen auf eine gute Dämmung zu achten.
Doch wie kommt die Wärme von der warmen Innenseite des Gebäudes nach außen? Man unterscheidet zwischen geometrischen und konstruktiven Wärmebrücken.
Was ist eine geometrische Wärmebrücke?
Geometrische Wärmebrücken bilden sich durch die räumliche Gestaltung des Gebäudes selbst.
Typisch sind diese beispielsweise in Ecken von Außenwänden. Wenn man sich die Ecke eines Gebäudes genauer anschaut, fällt auf, dass es ein Ungleichgewicht zwischen der warmen Innenfläche und der kalten Außenfläche der Wand gibt. Im Vergleich zur normalen Wand ohne Ecken ist die Fläche der Innenwand (in der Grafik in rot dargestellt) deutlich kleiner als die Fläche der Außenwand (in der Grafik in blau dargestellt). Durch dieses Ungleichgewicht kühlt die Innenseite der Wand in der Ecke stärker ab. Dieser Sachverhalt wird als geometrische Wärmebrücke bezeichnet.
Was ist eine konstruktive Wärmebrücke?
Konstruktive Wärmebrücken entstehen hingegen durch die Bauweise eines Gebäudes.
Man findet sie vor allem an den Übergängen unterschiedlicher Baumaterialien. Ein typisches Beispiel sind Balkonplatten aus Beton, die die Außenwände durchbrechen (siehe das erste Foto in diesem Beitrag). Wenn die Balkonplatte eine bessere Wärmeleitfähigkeit hat als die Außenwand, wird über die Platte Wärme schneller nach außen transportiert als über die Außenwände. Dieser Sachverhalt wird als konstruktive Wärmebrücke bezeichnet.
Was sind Beispiele für Wärmebrücken in Gebäuden?
Häufig finden sich Wärmebrücken an den Verbindungsstellen von Wänden zu Decken, rund um Fenster und an Orten, an denen Heizkörper an Außenwänden montiert sind. Diese Punkte sind oft kritische Schwachstellen für Energieverluste und erfordern besondere Aufmerksamkeit bei der energetischen Sanierung, um Heizkosten zu minimieren und das Risiko von Kondensation und Schimmelbildung zu verringern.
Was ist der Einfluss von Wärmebrücken auf den Energieverbrauch und die Heizkosten?
Obwohl Wärmebrücken in der Diskussion um die Dämmung von Häusern häufig Bedenken auslösen, ist ihr tatsächlicher Einfluss auf den Gesamtenergieverbrauch eines Gebäudes relativ gering.
Sie sind zwar für lokale Energieverluste verantwortlich, doch im Gesamtkontext eines gut isolierten Gebäudes bleibt ihre Wirkung auf den Energieverbrauch und die Heizkosten begrenzt. Dies liegt vor allem daran, dass Wärmebrücken einen kleinen Anteil an der gesamten Außenfläche des Gebäudes haben.
Statt sich auf Wärmebrücken zu fokussieren, ergibt es meist mehr Sinn, das große Ganze im Blick zu behalten und zu versuchen, die Außenhülle in ihrer Dämmung zu verbessern.
Entsteht durch das Vorhandensein einer Wärmebrücke automatisch Schimmel?
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass Wärmebrücken unweigerlich zu Schimmelbildung führen. Dies muss nicht der Fall sein. Mit richtigem Heiz- und Lüftungsverhalten können Schimmelrisiken auch bei vorhandenen Wärmebrücken kontrolliert werden.
Um das Risiko von Schimmel bei Wärmebrücken besser zu verstehen, müssen wir uns die Grundlagen für Schimmelentstehung genauer anschauen. Schimmel benötigt Feuchtigkeit, um zu wachsen. Im Haus entsteht Feuchtigkeit typischerweise durch die Kondensation von Luftfeuchtigkeit an kalten Oberflächen (Denk an den Spiegel im Badezimmer, nach dem Duschen).
Wie wir weiter oben beschrieben haben, sorgen Wärmebrücken für ein Auskühlen der Innenwand. Ob die Luftfeuchtigkeit jedoch kondensiert, liegt an drei Faktoren: 1) der Lufttemperatur, 2) der relativen Luftfeuchtigkeit im Raum und 3) der Oberflächentemperatur des Bauteils. In der nachfolgenden Tabelle kannst du nachvollziehen, bei welcher Oberflächentemperatur die Luftfeuchtigkeit kondensiert.
Um das Risiko von Schimmel bei vorhandenen Wärmebrücken zu reduzieren, solltest du daher 1) die Räume richtig heizen, 2) die Luftfeuchtigkeit im Raum durch Lüften reduzieren und 3) die Oberflächentemperatur der Wärmebrücke bestmöglich erhöhen. Eine Dämmung der umliegenden Bauteile um die Wärmebrücke herum ist daher immer von Vorteil. Denn durch die Dämmung erhöht sich auch die Temperatur der Wärmebrücke und das Schimmelrisiko wird reduziert.
Warum ist eine Dämmung trotz vorhandener Wärmebrücken sinnvoll?
Es besteht die weit verbreitete Fehlannahme, dass Wärmebrücken die Effektivität aller Dämmmaßnahmen zunichtemachen. Wir hören in der Praxis häufig Aussagen wie: “Da bleiben aber ja Wärmebrücken bestehen, dann kann ich mir die Dämmung gleich sparen!”. Diese Aussagen sind schlichtweg falsch. Eine Dämmung wird den Energieverbrauch eines Gebäudes immer reduzieren, auch wenn Wärmebrücken verbleiben.
Moderne Dämmtechniken können die Auswirkungen von Wärmebrücken zusätzlich deutlich reduzieren, auch wenn sie nicht vollständig eliminiert werden. Die durch Wärmebrücken verursachten Energieverluste stellen nach einer Dämmung oft nur einen kleinen Prozentsatz des Gesamtenergiebedarfs eines Hauses dar. Eine effektive Dämmung kann den Gesamtenergieverbrauch deutlich senken.
Auch wenn die Beseitigung aller Wärmebrücken technisch möglich wäre, stellt dies häufig nicht die effizienteste Lösung mit dem besten Preis/Leistungs-Verhältnis dar. Es ist häufig sinnvoller, eine kostengünstige Dämmung zu wählen und den Verbleib von minimalen Wärmebrücken zu akzeptieren. Besonders die Einblasdämmung ist eine kosteneffiziente Lösung, die ohne große bauliche Eingriffe auskommt und die Wärmeisolierung von alten Häusern deutlich verbessert.
Wie kann ich eine Kältebrücke von innen dämmen?
Das Dämmen einer Kältebrücke von innen ist eine mögliche Lösung, wenn Außendämmmaßnahmen nicht möglich oder zu teuer sind. Dabei werden Dämmmaterialien direkt an den inneren Oberflächen der betroffenen Bauteile angebracht, um den Wärmeübergang zu blockieren. Typische Beispiele sind Flankendämmungen von Decken und Balkonplatten bei Innendämmungen.
Obwohl solche Maßnahmen nützlich sind, bleiben Maßnahmen wie die Einblasdämmung für viele Situationen eine effektivere und weniger invasive Methode. Wer doch seine Fassade von außen dämmen möchte, der kann zusätzlich eine Dämmung mit dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) durchführen. Die Dämmung von außen bringt den größten Effekt bei Wärmebrücken.
Wie triffst Du als Hausbesitzer die beste Entscheidung bei Wärmebrücken?
Um die beste Entscheidung zu treffen, solltest Du alle Optionen ganzheitlich betrachten. Lass Dich von Fachleuten beraten, die Dir die Vor- und Nachteile verschiedener Dämmmethoden aufzeigen können. Berücksichtige nicht nur die unmittelbaren Kosten, sondern auch die langfristigen Einsparungen und den gesteigerten Wohnkomfort. Bedenke, dass eine effiziente Dämmung nicht nur Energie spart, sondern auch Deine Lebensqualität nachhaltig verbessert.
Fazit: Du solltest Wärmebrücken nicht überbewerten und stattdessen in effiziente Dämmung investieren
Zum Abschluss ist es wichtig, die Rolle von Wärmebrücken richtig einzuordnen. Zwar können sie den Energieverbrauch beeinflussen, doch der Gesamtnutzen einer qualitativ hochwertigen Dämmung überwiegt deutlich. Verfahren wie die Einblasdämmung bieten eine kosteneffiziente Möglichkeit, die Energieeffizienz Deines Hauses signifikant zu verbessern, ohne dass eine vollständige Sanierung notwendig ist.
Diese Art der Dämmung reduziert effektiv die Wärmebrücken und ist im Vergleich zu aufwendigeren Methoden wie dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) deutlich kostengünstiger. Dadurch wird sie zur idealen Wahl für Hausbesitzer, die sowohl ihre Heizkosten als auch ihren ökologischen Fußabdruck verringern möchten.