Gibt es eine Pflicht, alte Häuser zu dämmen?
Wird man gezwungen, alte Häuser zu dämmen? Das fragen sich zahlreiche Besitzer älterer Häuser in Deutschland zu Recht. Tatsächlich ist 2020 das sogenannte Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft getreten und seit seiner Verabschiedung mehrfach überarbeitet worden. Das GEG sieht für alle Eigentümer von Ein- und Zweifamilien eine energetische Sanierung vor. Diese Pflicht gilt jedoch nicht, wenn der Eigentümer das Gebäude vor dem 1. Februar 2022 selbst bewohnt hat. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei einem Eigentümerwechsel das GEG sofort greift, egal ob die Immobilie käuflich erworben oder vererbt worden ist. Zur Sanierung räumt der Gesetzgeber nach dem Einzug zwei Jahre Zeit ein. Sollte der Eigentümer seine Pflicht ignorieren, droht ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.
Im März 2024 stimmte auch das EU-Parlament für strengere Regeln bei der Reform der Gebäuderichtlinie (EPBD). Das Ziel in allen EU-Mitgliedsstaaten ist, den Energieverbrauch in Wohnhäusern bis 2030 durchschnittlich um 16 Prozent und bis 2035 um 20 bis 22 Prozent zu senken. Handelt es sich dagegen um nicht bewohnte Gebäude, sollen 16 Prozent der am wenigsten energieeffizienten Häuser bis 2030 und 26 Prozent bis 2033 saniert werden.
Nun hängt es von Deutschland ab, wie die EU-Richtlinie hierzulande realisiert wird. Die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sprach sich dafür aus, dass die Umsetzung bei Schulen und Krankenhäusern anfange. Die Immobilienbranche warnt dagegen vor schweren finanziellen Engpässen. Der Präsident des BFW Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Dirk Salewski, ist der Ansicht, dass es nicht zu Sanierungen kommen werde, wenn die Eigentümer finanziell überlastet seien.
Falls du aktuell beim Kauf eines alten Hauses von der Sanierungspflicht auf Basis des GEG betroffen bist, musst Du Dich um die folgenden drei Bereiche kümmern:
1. Dämmung des Daches oder der obersten Geschossdecke
2. Dämmung wasserführender Rohre
3. Verbot von Öl- und Gasheizungen
Die Dachdämmung ist ein wichtiger Teil der äußeren Gebäudehülle, denn Wärme steigt nach oben. Bleibt das Dachgeschoss Deines Altbaus unbewohnt, muss mindestens die oberste Geschossdecke zum beheizten Wohnbereich darunter gedämmt werden. Bei der Dachbodendämmung sieht das GEG vor, dass sie die Mindestanforderungen an den Wärmeschutz erfüllt. Wichtig ist, dass der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) 0,24 W/m²K nicht übersteigt.
Wenn Du also ein altes Haus gerade erst gekauft hast, oder einen solchen Kauf planst, kannst Du somit zur Dämmung der obersten Geschossdecke verpflichtet sein.
Lohnt es sich, ein altes Haus zu dämmen?
Unabhängig von den gesetzlichen Pflichten kann das Dämmen eines alten Hauses eine lohnenswerte Investition sein, denn mit einer Wärmedämmung kannst Du richtig viel Energie und damit Heizkosten sparen. So lohnt sich die Investition häufig schon nach wenigen Jahren. Finde jetzt heraus wie viel Du mit einer Dämmung sparen kannst, wann sie sich rentiert und wie viel sie kostet.
Die Isolierung eines alten Hauses lohnt sich darüber hinaus insbesondere wenn es um den Wohnkomfort geht. Durch eine effektive Dämmung verbesserst Du die Wohlfühltemperatur in Deinem Zuhause, egal welches Wetter vorherrscht. Im Winter hilft eine gute Dämmung, die Wärme im Inneren zu halten und kalte Luft von außen abzuschirmen. Im Sommer trägt die Dämmung dazu bei, dass die Hitze vor der Haustür bleibt. Wie Du an dieser Stelle erkennst, kannst Du mit gut isolierten Wänden und Decken das ganze Jahr über angenehm in einem alten Haus leben. Zugluft und kalte Füße gehören so der Vergangenheit an und die Behaglichkeit steigt.
Welche Möglichkeiten gibt es, ein altes Haus zu dämmen?
Die Möglichkeiten, ein altes Haus zu dämmen, sind vielfältig. Die Optionen für Dämmmaßnahmen sind dabei grundsätzlich auf kein Bauteil beschränkt.
Du solltest bei der Dämmung alter Häuser daher ein Augenmerk auf das Dach bzw. die oberste Geschossdecke, die Fassade und den Keller richten. Für die Umsetzung gibt es zwei Alternativen: die komplette Dämmung aller Gebäudeteile in einem Projekt, oder die Umsetzung Schritt für Schritt, von einem Bauteil zum nächsten.
Im Folgenden werden wir auf die verschiedenen Bauteile und deren Dämmungsmöglichkeiten im Detail eingehen.
Möglichkeiten der Dachdämmung bei alten Häusern
Eine bewährte Methode zur Dachdämmung von innen oder außen ist die Verwendung von Materialien wie Mineralwolle, Styropor oder natürlichen Dämmstoffen wie Hanf oder Zellulose. Die kostengünstigste Option der Dachdämmung im Spitzdach ist die Zwischensparrendämmung. Solltest Du sowieso eine Erneuerung des Dachs geplant haben, zum Beispiel weil das Dach undicht geworden ist, kannst Du mit der Dacherneuerung auch eine Aufsparrendämmung durchführen.
Die meisten Flachdächer in alten Häusern sind als Kaltdächer ausgeführt. Sie eignen sich daher besonders gut für eine kostengünstige Flachdachdämmung mit Einblasdämmung. Hierbei wird der vorhandene Hohlraum im Dach mit Dämmaterial gefüllt.
Varianten der Dachbodendämmung bei alten Häusern
Für die Dachbodendämmung stehen verschiedene Arten der Begehbarkeit zur Auswahl. Es gibt begehbare, offene und teil-begehbare Ausführungen der Dämmung der obersten Geschossdecke, die sich alle für die Dämmung älterer Häuser eignen. Die Auswahl bleibt Dir überlassen und richtet sich danach, ob Du den Speicher zukünftig für Abstellzwecke nutzen möchtest.
Alternativen für die Fassadendämmung von alten Häusern
Beim Dämmen der Fassade eines alten Hauses solltest Du immer zuerst die Möglichkeit einer Kerndämmung mit Einblasdämmung prüfen. Häuser mit Baujahren vor 1965 wurden, vor allem in Nord- und Ostdeutschland, häufig mit zweischaligem Mauerwerk gebaut und eignen sich daher häufig für die kostengünstige Hohlraumdämmung der Fassade.
Solltest Du kein Hohlschichtmauerwerk haben, kommt eine Außendämmung in Betracht. Hier lohnt sich die Durchführung allerdings häufig nur, wenn Du sowieso die Fassade erneuern musst, zum Beispiel weil der Putz große Risse aufweist.
Viele unserer Interessenten sprechen uns auch immer wieder an, ob man ein altes Haus von innen dämmen kann. Dies ist grundsätzlich möglich, jedoch muss bei der Ausführung besonders viel Sorgfalt erfolgen, um Bauschäden zu vermeiden. Wir raten nur zu einer Innendämmung, wenn eine Kerndämmung oder Außendämmung nicht möglich ist.
Optionen für die Kellerdämmung eines alten Hauses
Durch die Dämmung der Kellerdecke wird verhindert, dass Wärme in den Keller entweicht. Diese Dämmungmethode ist bei alten Häusern besonders beliebt, weil sie vor kalten Fußböden im darüber liegenden Wohngeschoss schützt.
Wenn zwischen der Kellerdecke und dem Erdgeschoss ein Hohlraum zur Verfügung steht, ergibt sich die Option, diesen Hohlraum zu dämmen. Hier lässt sich das Dämmmaterial wie bei der Fassade mit einer speziellen Maschine einblasen und die Abgrenzung zwischen beheiztem Wohnraum und unbeheiztem Keller, wird ohne Deckenhöhenverlust isoliert.
Entsteht beim Dämmen von alten Häusern nicht Schimmel?
Schimmel stellt eine Gesundheitsgefahr dar und sollte daher vermieden werden
Bei vielen Eigenheimbesitzern kursiert folgender Mythos: “Das Haus muss atmen!” Möglicherweise hast Du auch schon mal Anekdoten von Nachbarn gehört, bei denen das Haus nach einer Dämmung geschimmelt habe.
Unsere Erfahrung zeigt, dass solche Vorfälle immer aus falschen Vorgehensweisen beim Dämmen resultieren. Mit der richtigen Planung und Durchführung der Dämmung kann dem Risiko eines Schimmelbefalls bei alten Häusern sogar vorgebeugt werden.
Ein weit verbreiteter Trugschluss ist, dass gedämmte Wände nicht mehr „atmen“ könnten, also keine Feuchtigkeit mehr hindurchlassen würden. Doch das stimmt so nicht: Wände sind nicht dafür gedacht, Feuchtigkeit nach außen diffundieren zu lassen. Ihre Hauptaufgabe ist es vielmehr, die warme Luft im Wohnraum zu halten und die kalte Außenluft am Eindringen zu hindern. Eine fachgerechte Dämmung unterstützt diese Funktion und trägt so zu einem besseren Raumklima bei.
Tatsächlich ist für das Entstehen von Schimmel Kondenswasser verantwortlich. Diese entsteht, wenn warme, feuchte Luft auf kalte Oberflächen trifft. Alte Häuser sind besonders schimmelanfällig, wenn sie nicht gedämmt sind. Denn ohne Dämmung ist die Temperatur an der Innenwand in kalten Wintertagen so gering, dass die Luftfeuchtigkeit aus dem Innenraum kondensieren kann. Der Schimmel findet so einen Nährboden und kann wachsen. Durch eine Dämmung erhöht sich die Innenwandtemperatur. Die Luftfeuchtigkeit kann nicht kondensieren, der Schimmel findet keinen Nährboden und kann nicht wachsen. So hilft Dämmung in alten Häusern, Schimmel zu vermeiden.
Wenn nach der Dämmung eines alten Hauses Schimmel entsteht, ist dies meist auf eine unsachgemäß ausgeführte Dämmung zurückzuführen. In diesem Fall bleiben einige Bereiche der Wand kälter als andere, was zu Kondensation und Schimmelbildung führen kann. Daher ist es ratsam, einen Fachbetrieb mit der Durchführung der Arbeiten zu beauftragen. Der mögliche Schaden an der Bausubstanz sowie die gesundheitlichen Risiken übersteigen die Kosten einer fachgerechten Dämmung deutlich.
Was kostet es, ein altes Haus zu dämmen?
Die Kosten für die Dämmung eines alten Hauses hängen von verschiedenen Faktoren ab und können stark variieren. Zu den wesentlichen Aspekten zählen die Größe des Gebäudes, der Zustand einer eventuell schon vorhandenen Dämmung, die Art der gewünschten Dämmmaterialien und die Bauweise. Um Dir einen ersten Überblick zu ermöglichen, haben wir Dir die Kosten der einzelnen Maßnahmen zusammengetragen.
Die komplette Dämmung eines Hauses ist dabei jedoch häufig kostengünstiger möglich als allgemein angenommen. Den größten Hebel bietet hierbei die Auswahl des richtigen Dämmverfahrens. Die Einblasdämmung hat sich hierbei als kostengünstigstes Verfahren für die Dämmung etabliert.
Um Dir das zu verdeutlichen, haben wir Dir die Kosten, um ein altes Haus zu dämmen berechnet. Wir sind dabei von einem durchschnittlichen Einfamilienhaus mit zwei Stockwerken und einer Wohnfläche von 140 m2 ausgegangen:
Wie Du siehst liegen die Kosten um ein altes Haus zu dämmen bei nur ca. 10.000 €. Ist Dein Haus kleiner, kommst Du sogar noch günstiger weg. Wenn Du mehr über die Kosten erfahren möchtest, dann lies unseren Artikel "Einblasdämmung Kosten".
Bei der Abwägung der Kosten ist es wichtig zu bedenken, dass eine Investition in die Dämmung eines alten Hauses langfristige Einsparungen beim Energieverbrauch zur Folge hat. Im Schnitt hält die Dämmung ca. 50 Jahre. Du investierst also einmal und sparst daraufhin über die gesamte Lebensdauer Deiner Immobilie durch deutlich geringere Heizkosten. Die Investition hat sich für die meisten Häuser bereits nach wenigen Jahren gelohnt. Zusätzlich steigt der Wert Deiner Immobilie deutlich an. Durch eine Dämmung der einzelnen Bauteile kannst Du folgende Einsaprungen erwarten:
Gibt es Förderungen, wenn man ein altes Haus dämmt?
Wie wir bereits oben gezeigt haben, muss die Wärmedämmung bei alten Häusern nicht so teuer sein wie ihr Ruf. Zusätzlich kannst Du von attraktiven Förderungen profitieren, mit denen der Staat Dich bei der Dämmung Deines alten Hauses unterstützt.
Zum Beispiel macht die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) das Dämmen von alten Häusern noch attraktiver. Diese Förderung kann bei Teil- und Vollsanierungen von Wohn- und Nichtwohngebäuden zum Tragen kommen. In jedem Deiner möglichen Vorhaben steckt somit bares Geld. Aktuell ist allerdings zu beachten, dass durch die BEG nur noch Einzelmaßnahmen beim Sanieren bezuschusst werden.
Interessant kann darüber hinaus auch das KfW Programm “Jung kauft Alt” sein. Dieses Förderprogramm der Bundesregierung soll einkommensschwache junge Familien mit minderjährigen Kindern motivieren, ältere Immobilien zu erwerben. Im Haushalt 2024 sind 350 Millionen Euro für das Programm vorgesehen.
Seit Anfang 2020 winkt dir für nachträgliche Wärmedämmungen von selbstgenutztem Wohnraum alternativ ein Steuerbonus. Durch die steuerliche Förderung sind private Hausbesitzer imstande, 20 Prozent ihrer Investition in die Sanierungsmaßnahme (maximal 40.000 Euro) beim Finanzamt geltend zu machen.
Die Abwägung zwischen BEG und steuerlicher Förderung bei der Dämmung Deines alten Hauses ist Dir überlassen. Für die BEG Förderung benötigst Du einen Energieberater, für die steuerliche Förderung nicht. Wenn Du neben der Dämmung Deines Hauses weitere Maßnahmen wie eine Solaranlage oder Wärmepumpe planst kann das Hinzuziehen eines Energieberaters sinnvoll sein, um die Maßnahmen aufeinander abzustimmen.
Fazit: Ein altes Haus zu dämmen spart Heizkosten und erhöht den Wohnkomfort
Abschließend lässt sich festhalten: Die Dämmung alter Häuser ist deutlich besser als ihr Ruf. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für alle Bauteil und die Investitionen lohnen sich häufig bereits nach wenigen Jahren.
Durch die Dämmung werden Wärmeverluste reduziert, so dass Du von einer angenehmeren Raumtemperatur und einem gleichmäßigen Klima im Gebäude profitierst.
Zusätzlich steigert die Isolierung Deines Hauses, den Wert der Immobilie nachhaltig.
Des Weiteren ergibt sich ein erfreulicher Nebeneffekt: Das Dämmen alter Häuser leistet einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz, da der verringerte Energieverbrauch Emissionen minimiert.
Mit den richtigen Dämmmaßnahmen, möglicherweise unterstützt durch staatliche Förderprogramme, können Hausbesitzer langfristig ihren Geldbeutel entlasten und erhalten im Gegenzug ein wesentlich gemütlicheres Zuhause.